Karosserie - C-Säule

Jun
15
2008

Natürlich bin ich bestrebt, meinen Wartburg Tourist, Baujahr 1984 zu erhalten. Das eine oder andere Problem, zieht sich jedoch auch schon einmal ein paar Jahre hin, ehe ich es lösen kann. Selbstverständlich handelt es sich dabei jedoch nicht um sicherheitsrelevante Probleme.
Seit langer Zeit angestrebt, immer unter Spachtelmasse versteckt (ja, ich geb's ja zu), waren meine Radausschnitte an der C-Säule mit eben den Problemen verziert, die so manche Wartburgs nach Jahren mit sich herumschleppen.
Aufgrund reichlich schlechter Erfahrungen mit Werkstätten, habe ich es vorgezogen, die Reparatur erst dann durchführen zu lassen, wenn ein Freund mit Herz für Wartburg dafür Zeit findet.
Leider verfüge ich nicht über die Voraussetzungen, die man zum Schweißen und Lackieren benötigt.
Hier nun kann ich die Arbeiten, die Kuli für mich vorgenommen hat, vorführen. Sicher, schnell und präzise hat er innerhalb von ca. 10 Stunden incl. Lackarbeiten das vollbracht, was manche Werkstatt nicht in einer Woche schafft! Diesbezüglich habe ich 2002 Vergleichbares in einer Werkstatt in der Nähe meines Wohnortes mit monatelanger Wartezeit hinnehmen müssen. Da half auch keine Vorarbeit und halbjährige Vorplanung. Am Ende kam eine Menge Pfusch heraus, teuer bezahlt, was sonst!

Die C-Säule zwischen Limousine (AWE) und Tourist (KWD, KWH) unterscheidet sich nicht nur äußerlich durch deren Winkel. Im Detail kann man erkennen (linkes Bild), daß bei der Limousine die Radkastenschale am Einstieg aus zwei aufeinander gesetzten Blechen besteht, während dies beim Tourist nicht der Fall ist. Ein zweites Detail ist der Tatsache geschuldet, daß die hinteren Kotflügel des Tourists aus glasfaserverstärktem Polyester bestehen und damit dicker als die Blechkotflügel der Limousine sind.
Die Fläche zur Befestigung des Kotflügels in Schloßnähe ist beim Tourist tief gezogen und die Außenkante des Radkastens, der unterhalb des Türausschnittes hervorguckt, stärker ausgeprägt, also erhabener als bei der Limousine.
Es hat schon eine Weile gedauert, bis ich die entsprechenden Reparaturbleche beschafft habe. Einzelbleche für den Tourist gibt es gar nicht. Immerhin werden, sehr selten zwar, jedoch ganze Seitenwände bei ebay angeboten. Für meine Reparaturzwecke genügten jedoch als frische Materialspender die Blechstücken der Limousine. Im Volksmund nennt man zumindest bei der Baureihe 311 die Teile Mandolinenbleche.
Auf dem Bild habe ich zur Veranschaulichung das Blech einmal rangehalten.

 

Die Problemzone rechts und links ist nicht zu leugnen. Da mein Auto ansonsten einen gepflegten Zustand hat, ist dem "TÜV" das bisher nie aufgefallen! Zum Glück ist das ja nun alles Geschichte. Hier habe ich nur mal das inzwischen lose Hobbyplast abgerissen. Der Rost ist inzwischen soweit, mein Auto zu verlassen, da keine neue Nahrung an dieser Stelle mehr zu finden ist.
In der Beuge, die da so schön grün glänzt (Schöner Lack blendet auch über Schwächen, stimmt's?) befindet sich bereits ein so großes Loch, daß eine Hand reinstecken könnte.
Die Reparaturbleche sind neu, haben aber einige Lagerspuren. Das Blech für die rechte Seite ist bereits eine vollständige Schale. Für meine Zwecke "zu vollständig".  

 

Ich verfüge über einen sog. Schweißpunktbohrer. Scharf und mit flachem Schliff, sehr belastbar. Ideal eben, um schonungsvoll punktgeschweißte Bleche voneinander zu trennen. Mit diesem Bohrer lassen sich punktgeschweißte Bleche mühelos voneinander trennen.
Nebenbei fallen dann recht nützliche Ersatzteile an, wie dieser Befestigungssatz des Türkeils.
Die vorbereiteten Bleche habe ich entlacken und gelb verzinken lassen...  

 

Auf dem Foto links ist das untere Ende der rechten C-Säule einer verschrotteten Limousine zu sehen (Danke Tobias, der das Foto spendiert hat. Allein dieses Bild zeigt sehr anschaulich den Aufbau und die resultierenden Reparaturmaßnahmen.
Das Treffen in Neureetz ist vorüber und Freund Kuli hat sofort mit der Schlüsselloch-OP begonnen. Um zu vermeiden, daß beim Trennschleifen, Schweißen oder Lackieren Verkleidung, Lack, Sitze usw. beschädigt werden, muß alles sorgfältig abgedeckt werden.  

 

Freund Kuli geht mit ruhiger Hand völlig routiniert zur Sache. Eins-fix-drei hat er das verrostete Blech herausgetrennt und bereits Maß für das Ersatzblech genommen.
Auf der rechten Seite kann man die aufgeblühte Spachtelmaße erkennen - aber nicht mehr lange!  

 

Auf den folgenden Bildern kann man einzelne Arbeitschritte erkennen. Zum Glück war das Kastenprofil der C-Säule kerngesund.
Immer wieder haben wir kontrolliert, daß die vorgegebenen Spaltmaße an Karosserie, Tür und Kotflügel exakt übereinstimmen. Zugegeben, am Wartburg 353 ist hier mehr Toleranz als am Wartburg 311. Aber am Ende muß man sich auch hier für eine Position entscheiden!  

 

 

 

Nachdem alles verschweißt ist, wird alles schön verschliffen. Es ist so gut gelungen, daß so gut wie kein Spachtel erforderlich ist.
Die Trockenzeiten für diese geringen Mengen Spachtel und Grundierung ist gering. Inzwischen nimmt sich Kuli die rechte Seite vor.  

 

 

Die Durchrostung in Schloßhöhe wird partiell repariert. Der untere Bereich wird ähnlich der linken Seite herausgetrennt  

 

 

 

 

Inzwischen habe ich alles sorgfältig abgeklebt, damit ich nicht nur zum Zuschauer mutiere und Kuli hat alles fein mit der Spritzpistole grundiert.  

 

Unterdessen ist auch die rechte Seite nach dem Schleifen und Polieren bereit zum Spachteln und Grundieren.
Dann noch ein paar Fotos der herausgetrennten völlig verrosteten Bleche, sowie meiner Spritzschutzmatte, die ich seit Jahren im Radhaus spazieren fahre.  

 

 

Lackierarbeiten auch auf der rechten Seite, sowie schließlich mit dem originalen grünen Lack. Am Ende sind nicht einmal farbliche Unterschiede zu erkennen. Alles sieht aus, als wäre es ab Werk!  

 

 

Perfekt Kuli! Ich bin eine große Sorge los! Rundherum Qualitätsarbeit vom feinsten, auf die Kuli mit Recht stolz sein kann, nicht nur ich!