Armaturenbrett renovieren

Sie wissen ja, ich kann nichts unversucht lassen und so knöpfe ich mir diesmal das Armaturenbrett vor. 

Da mein Wartburg stets fahrbereit bleiben soll, habe ich mir ein zweites Armaturenbrett besorgt. Holger vom Project-Wartburg war so nett, mit mir Teile zu tauschen.

Mein Armaturenbrett ist zwar in einem passablen Zustand, dennoch gibt es Gründe für mich, daran zu arbeiten. Der Kunstlederbezug ist stellenweise lose, die Schalldämmung unzureichend und an dem Luftverteiler, der darunter sitzt, will ich sowieso ran. Also richtig angepackt die Sache!

Inzwischen kennen Sie ja meine Maxime: An elementaren Teilen kommen nur Originalteile zum Einsatz, das Aussehen in dieser Hinsicht darf nicht "gestört" werden, aber ich bin kein "Originalitätsfanatiker". Ich scheue mich nicht, zeitgemäß und dem Anwendungsfall unterworfen, hier und da Anpassungen vorzunehmen. Selbst die Richtlinien für die Oldtimerbeurteilung lassen dies zu, wenn während der Haupteinsatzzeit des Autos die Entwicklung der Technik dies notwendig und nahegelegt hat. Dazu gehören durchaus Radios, Antennen, Katalysatoren, Scheinwerfer, Rollgurte etc. 

Schließlich fahre ich mein Auto beinahe jeden Tag! Es ist eben kein 40 Jahre alter Oldi, der nur noch als Anschauungsobjekt dient. Und meine "Anpassungen" nehme ich sorgfältig unter Verwendung von Wartburgteilen vor.

Ziel dieser Aktion ist, 

und noch ein Tipp am Rande: das alte Kunstleder sollte man nicht achtlos wegwerfen, sondern vorsichtig ablösen, dann hat man gleich entsprechende Schablonen, die man verwenden kann, um die neuen Stücke zurechtzuschneiden.


Der Vorbesitzer dieses Armaturenbrettes hat sich mit dem Einbau seines ISO-Norm-Radios gar keine Mühe gegeben. Leider kann ich Ihnen kein Foto davon zeigen, Ich hatte vorübergehend keine Kamera. Die Öffnung für das Radio war nicht sauber ausgeschnitten, sondern grob reingehackt und das Blech einfach mit der Zange nach innen gebogen. Die Schnitte waren viel zu groß.
Also habe ich alles demontiert, begradiert und zurecht gehämmert. Alle meine Vorstellungen ausgemessen und aufgezeichnet. 

Hierbei ist es ratsam, alle Anbauteile zum Vergleich und für die Abstände parat zu halten. Hin und wieder habe ich auch an meinem noch eingebauten Armaturenbrett verglichen.
Nebenbei bemerkt: 

Beim Hantieren mit dem nackten Blech des Armaturenbrettes, bemerkte ich ein quietschen. Das hätte man im eingebauten Zustand nie gefunden und der Wartburg neigt eh zu allerlei Geräuschen. 

Dort wo der Kreis eingezeichnet ist (unten), traf die Spitze der Halterung auf das Grundblech, völlig ungeschützt. Quietsch-quietsch!
Wegen Zusatztechnik am Wartburg, sind bei mir mehr Schalter erforderlich, als im Neuzustand.

AWE hat dazu verschiedene Öffnungen unter dem Kunstleder versteckt. Leider haben sich die Automobilbauer an dieser Stelle nicht wirklich mühe gegeben. Die Entwicklung ist auch hier auf der Strecke geblieben.

Wie man sieht, ist auf der linken Seite des Armaturenbrettes (Lichtschalter) wenig Platz für einen dritten Schubschalter.
Das Neuplazieren aller Schalter ist jedoch nicht nötig. Sowohl links als auch rechts passen - nach innen zum Lenkrad hin - noch je ein Schubschalter hin. Das ganze Aussehen bleibt damit original und vor allem symmetrisch. 
Für meinen Wartburg muß ich dafür aber den Umschalter des "Mäusekinos" etwas versetzen. Das ist nicht tragisch! 
Nach genauer Messung und Abstandsbestimmung, denn die Schaltergriffe und die Schalter selbst dürfen sich nicht gegenseitig stören, habe ich den Abstand der Wisch-Wasch-Schalter auf 7 cm festgelegt. Ebenso sollen die Teile im Falle eines Defektes noch zugänglich bleiben.
Die Innenseite, wo die Wisch-Wasch-Schalter sitzen werden, sieht so aus. Direkt neben dem Radioschacht.

Die ursprüngliche Halterung für den Wisch-Wasch-Schalter und den Shoke-Bowdenzug habe ich entfernt. Da entwickele ich etwas eigenes.
Mein Kompromiß an den Radioschacht: Mit Laubsäge und Feile habe ich den Schacht so präpariert, daß die Originalschachtabdeckung (nach kleiner Modifikation derselben) den ISO-gerechten Ausschnitt noch abdecken könnte (wenn ich wollte). Die eigentliche Radiohalterung baue ich noch ein.
Die Schubschalter dürften bekannt sein. Ich hoffe doch, das Sie das kleine Hufeisenförmige Werkzeug im Bild rechts noch kennen und besitzen?!

Mit diesem Werkzeug schraubt man die Schalter in das Armaturenbrett und wurschtelt bitte nicht mit einer Spitzen Zange darin herum, um die schöne Arbeit wieder kaputt zu machen!
Ernsthaft, eine Laubsäge ist nicht nur für Holz und zum Spielen da!

Wer mit (Stufen-) Bohrer und viel Kraft im Armaturenbrett herum löchert, wird zu keinem sauberen Ergebnis kommen. Etwas Geduld und wenig Kraft und mittels Laubsäge und Halbrundfeile bekommt man schöne Ausschnitte ins Blech. Natürlich bohrt man ein ganz kleines Loch, um die Säge einfädeln zu können.
Da durch Sägen und Feilen meistens der Ausschnitt größer als gewollt wird, wählt man beim Anzeichnen von vornherein einen kleineren Radius und zeichnet sich die äußersten Grenzen auf das Blech, dann kann nichts schief gehen und der Schalter sitzt später perfekt.

Wenn alle erforderlichen Löcher gesetzt sind, werden die nicht benötigten Löcher wieder verschlossen.
Nebenbei habe ich einen neuen Halter für die Schalter (toll, es reimt sich) aus dünnem Eisenblech ausgesägt. Ursprünglich wollte ich es der alten Form ähnlich gestalten, habe mich dann aber entschlossen, eine eigene Kreation einzusetzen.
Das Abwinkeln verleiht dem Blech Steifigkeit. Man muß nur darauf achten, das der Abstand zum Armaturenbrett so groß gewählt wird, daß die Befestigungsmutter des Wisch-Wasch-Schalters sich leicht drehen läßt. Die großen Ausschnitte sind erforderlich, um die Schalter leichter ein- und ausbauen zu können.

Kaum erwähnenswert: Alle Bleche sollten entgratet werden, damit man später im eingebauten Zustand sich nicht daran verletzen kann.
Ebenso sollte man beim Zusammenbau darauf achten, keine neuen Geräuschquellen zu konstruieren.

Nach etlichen Kontrollen und Justagen sitzt das Halteblech perfekt hinter den Löchern.

Wer mehr zum Thema Wisch-Wasch-Schalter und Heckscheibe wissen möchte, bitte hier entlang!
So ganz optimal ist meine Arbeitsumgebung nicht. 2 Umzugskartons mit einem Brett obendrauf, das ist zur Zeit mein Tisch zum Sägen, Bohren und Feilen.